Initium Initiativgemeinschaft | Brotbeck


 
 

Intention

 
Stefan Brotbeck
 
Knappe Charakterisierung meiner philosophisch-anthroposophischen und schriftstellerischen Tätigkeit
 
Bei meinen Forschungen handelt es sich vorrangig um die Erarbeitung von Gesichtspunkten, die die geistesgeschichtlichen Perspektiven und systematischen Fragestellungen der Philosophie mit der von Rudolf Steiner initiierten Geisteswissenschaft (Anthroposophie) verbinden. Die wechselseitige Befruchtung von Philosophie und Anthroposophie ist kein Forschungsprogramm, das am Leitfaden einer Methode abläuft, sie ist eine Forschungsintention. Sie ist das «Herz» all meiner Forschungsarbeiten (s. Forschungshorizonte). Sie steht im Interesse eines Begriffs der menschlichen Existenz, der Steiners Erkenntnis- und Freiheitsphilosophie von dem sich selbst zum Rätsel werdenden Menschen aus deutet.
 
Eine Philosophie, die das Rätsel der menschlichen Existenz umkreist und den Ichbegriff aus seiner egozentrischen Vereinfältigung ebenso hinaus- wie in den Grund seiner sozialen Substanz hineinführt, muss auf zahlreichen (und von der Frage scheinbar abliegenden) Registern spielen – denn eine Philosophie der menschlichen Existenz, die glaubt, von einem fixen und gleichsam unmittelbar vorliegenden und lediglich zu schützenden Bestand des «Wesens Mensch» ausgehen zu können, ist sowenig eine Philosophie des menschlichen Ichs, wie eine Psychologie eine Psychologie ist, «welche ohne innere Seelenarbeit auf die Seele lossteuert».
 
Eine Anthroposophie, die sich als «Wissenschaft vom Werden des Menschen» versteht, kann sich nicht auf solchen Sicherheiten zur Ruhe setzen. Sie erweist sich ja gerade als Kritik von «theoretischen Fertigmachern», die uns dafür blind machen, dass wir nur da ganz Mensch sind, wo wir im Begriffe sind, es zu werden (und also immer auch im Begriffe sind, das zu werden, als was wir uns begreifen).

Diese Forschungsintention erweist sich als ein Versuch, Steiners Interpretation der «Anthroposophie» ernstzunehmen:
 
Nicht «Weisheit vom Menschen» ist die richtige Interpretation des Wortes Anthroposophie, sondern «Bewußtsein seines Menschentums».
 
Anthroposophie lebt, wenn sie ihre radikale Unbequemlichkeit nicht verliert und in der Erforschung der Verwandlungen des Geistes immer auch sich selbst verwandelt. Die Anthroposophie enthält in diesem Sinne einen Zeitkern ihrer Wahrheit. Dies meint keine «Relativierung» oder gar «Verwässerung» ihres Anspruchs, vielmehr erweist sich darin die Fruchtbarkeit ihrer Impulse. Geisteswissenschaft als Denken der Entwicklung erkennt sich nur in einem sich entwickelnden Denken wieder.
 
Es gibt nur einen Beweis des Geistes, das ist der Erweis des Geistes in einem selbst; jeder, der etwas andres verlangt, mag vielleicht dazu kommen, Beweise in allem Überfluß zu erhalten, er ist doch aber schon als geistlos bestimmt. (S. Kierkegaard)
 
In schriftstellerischer Hinsicht suche ich, neben der wissenschaftlichen Abhandlung, nach neuen Formen des philosophischen Schreibens (die Notwendigkeit solcher Formen ergibt sich mir durch das, was zur Sprache kommen möchte). Besonders am Herzen liegen mir die aphoristische Prägnanz und ein konstellatives Schreiben, in welchem die Gesichtspunkte sich wechselseitig beleuchten und zur Aussprache bringen.
 
Bilde fortwährend Formen des Begreifens, aber überwinde zugleich immer diese selbstgeschaffenen Formen des Begreifens. (...) Der Mensch muß, um die Wahrheit zu erkennen, dogmatisieren, aber er darf nie im Dogma die Wahrheit sehen. Und damit haben wir das Leben des Wahrheit suchenden Menschen, der das Dogma umschmelzen kann im Feuer des Begriffs.
(R. Steiner)
 
 
«Die Möglichkeiten
stehen nicht im Anfang,
sie kommen mit ihm.»

 


























Nicht «Weisheit vom Menschen» ist die richtige Interpretation des Wortes Anthroposophie, sondern «Bewußtsein seines Menschentums».